Angler Rind (auch „Butterkuh“ genannt)
Als Angler Rind alter Zuchtrichtung werden die Tiere der Rotviehrasse Angler Rind bezeichnet, die nicht mit anderen Rinderrassen zur Leistungsverbesserung gekreuzt wurden. Das Hauptverbreitungsgebiet des Angler Rindes liegt in der Region Angeln, einer Halbinsel im Nordosten Schleswig- Holsteins. Der erste schriftliche Hinweis auf das Angler Rind stammt aus dem 16. Jahrhundert. Im Jahre 1937 wurden 81.000 Angler Rinder in der Region gehalten, das waren 94 % des Rinderbestandes. Durch die Konkurrenz der schwereren und milchleistungsstarken „bunten“ Rinderrassen verminderte sich der Bestand dramatisch. Durch den hohen Fettgehalt der Milch von 5,4 % wurde das Angler Rind früher als die „deutsche Butterkuh“ bezeichnet. Diese positive Eigenschaft beschleunigte den Niedergang, als beim Milchpreis die Milchmenge höher als die Milchinhaltsstoffe bewertet wurde. Der Spruch der Milchviehhalter „Dat Fett mokt de Pries“ verlor seine Gültigkeit. Im Jahre 2000 stellte man bei der Auswertung des Herdbuches fest, dass der Bestand des reinrassigen Angler Rindes nur noch aus 60 Tieren bestand, die zwischen 10 und 16 Jahren alt waren. Ein biblisches Alter für Rinder. Inzwischen ist der Bestand auf 360 weibliche und 10 männliche Tiere angewachsen. Dies war möglich, weil in Besamungsstationen noch 40 Jahre alte Besamungsportionen lagerten. Im Jahre 2002 wurde das Angler Rind alter Zuchtrichtung von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) zur gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2002 ernannt. Diese Rinderrasse be-sitzt noch die ursprünglichen Eigenschaften, die in Hochleistungsrassen nicht mehr so ausgeprägt vorhanden sind: ein ökonomisches Verhältnis von Gesamtfutteraufwand zur Milchleistung, hohe Milchinhaltsstoffe, Langlebigkeit, leichte Kalbungen und geringe Kälberverluste und eine hervorragende Marschfähigkeit (= gut zu Fuß). Durch seine Robustheit wurde es in großer Zahl in Länder mit rauhem oder heißem Klima exportiert, wo es lange Wege für das Futter zurücklegen oder heißes Klima aushalten muss. Da auch der Eiweißgehalt der Milch sehr hoch ist und die Mehrzahl der Väter Träger des Kappa-Casein-Gens sind, besitzt die Milch günstige Eigenschaften für eine gute Käsequalität. In Italien wurde aus diesem Grunde eine Herde des Angler Rindes aufgebaut. Die Milch wird getrennt von der Milch anderer Rinderrassen zu Parmesan verarbeitet, damit das Ergebnis verglichen werden kann. Im Jahre 2006 war Italien der größte Importeur von Färsen des Angler Rindes. Dort schätzt man die Leistungen dieser Rinderrasse wohl höher ein. Das Angler Rind hat ein zartes Fleisch mit einem geringen Bindegewebsanteil, einem guten Safthaltevermögen. Es lagert verhältnismäßig viel Fett intramuskulär ab. Dies macht das Fleisch wohlschmeckend. Die Zukunftsentwicklung kann sehr vorsichtig als positiv bezeichnet werden. Die Robustheit könnte größere Bedeutung erlangen. Während die „Hochleistungsrassen“ heute 3 – 4 Kalbungen erleben, sind beim Angler Rind 7 Kalbungen möglich, die fast immer problemlos verlaufen. Allein für die Klauenpflege ist ein erheblich geringerer Aufwand erforderlich. Der Anteil der Grundfutterversorgung mit Gras, Klee und Grassilage zur Erbringung der Milchleistung beträgt allein 50 %, so dass nicht zu viel Kraftfutter zugekauft werden muss. Dessen Preis auf dem Weltmarkt steigt wegen der Nachfrage nach Milchprodukten in Asien permanent.
Zuchtverband, Förderverein, Halter Verband Deutscher Rotviehzüchter, www.angler-rind.de Förderverein des Angler Rindes alter Zuchtrichtung, www.genres. de/tgr/angler/angler_faltblatt.htm Milchprodukte und Fleisch Demeterhof Lehmann, 24977 Langballig, www.lorenzenhof-langballig.de
Milch von Angeler Kühen
Für jeden Weinkenner ist es eine Banalität: Je höher der Ertrag, desto schlechter die Qualität. Für die Milch gilt das Gleiche. Die Super-Milchleistung der Turbo-Kühe (bis zu 10.000 Liter im Jahr) geht auf Kosten des Geschmacks. Die Angeler Kühe geben deutlich weniger Milch, diese aber mit höherem Gehalt an Fett, Eiweiß und anderer Trockensubstanz – mit höherem Extraktgehalt, würde der Weintrinker sagen. Und das schmeckt man, vor allem beim Käse.
Das Stammland der Rasse ist – wie beim Sattelschwein – Angeln, das Land zwischen Schlei und Flensburger Förde mit Kappeln als Hauptstadt. Übrigens kommt aus dieser Gegend mit die beste Milch Deutschlands, da es in dem Seeklima kaum Umweltverschmutzung gibt. Heute machen die Angeler nur noch etwa 0,5% der in Deutschland gehaltenen Rinder aus. Sie zeichnen sich durch Eutergesundheit aus, was sich wieder auf die Qualität der Milch auswirkt. Auch ihr Fleisch wird wegen seines Geschmacks, des geringen Bindegewebeanteils und guten Safthaltevermögens gelobt.